Wir vermissen sie alle – die Zeiten, wo man unbeschwert gesellig sein konnte. Wo Umarmung statt Ellenbogengruss gepflegt wurde, oder wo man einfach «Komm doch auch mit» sagen konnte, anstatt Jonglage mit Teilnehmerzahlen betreiben zu müssen. «Energie war noch nie gesellig, die kommt einfach zur Steckdose heraus», werden Sie jetzt vielleicht denken. Das ist zwar nicht falsch. Aber halt – es geht auch anders!
Energie muss nicht immer aus grossen Kraftwerken von weit weg herkommen. Energie kann auch ein Gemeinschaftswerk sein – wo jeder anpackt und eine Rolle spielt. So etwa, wenn eine Gruppe von Nachbarn in Solaranlagen investiert und den Strom gemeinsam nutzt. Dann nämlich entsteht eine neue Energie-Gemeinschaft. Oder, wenn Elektroautos eingesetzt werden, die den Strom lokal speichern und ihn wieder verfügbar machen. Aber auch, wenn der Spitzenverbrauch und Waschen durch gemeinsames Abstimmen in Einklang mit dem Sonnenschein erfolgt – koordiniert und engagiert.
In Europa gibt es bereits mehr als 3700 Initiativen für Energie-Gemeinschaften. Neben den Vorteilen für das Klima und für die lokale Wirtschaft, fördern solche Projekte auch die soziale Zusammengehörigkeit. Auf diese Weise kann Energie eben doch verbinden, gesellig sein. Und sie trägt erst noch der Energiewende bei. Energie- Gemeinschaften sind, sozusagen, die Küsschen anstelle der Maske – einfach auf die Energie-Art.
Prof. Dr. Merla Kubli